Ein Artikel von
Cornelia Diedrichs

Albtraum oder Nachtschreck? 

Nichts lässt das Elternherz mehr rasen als ein des Nachts plötzlich los schreiendes Kind. Man stürzt ins Kinderzimmer und will nur noch zu seinem Nachwuchs. Zumeist ist das Schreien harmlos – ein Albtraum hat das Kind aus dem Schlaf gerissen. Doch es kann auch an der Nachtangst, besser bekannt als Nachtschreck, liegen. Wie Du Dich als Elternteil am besten verhältst und wie sich diese beiden überhaupt unterscheiden lassen, werden wir nun betrachten.

Der Albtraum

Wir alle kennen Albträume. Es ist wahrlich nicht schön und für kleine Kinder nochmal beängstigender als es für uns Erwachsene ist. Wir immerhin finden schnell zurück in die Realität und wissen, wie absurd das Geträumte zumeist ist. Für kleine Kinder ist es realer und sie können die Trennung zwischen Traum, Fantasie und Realität noch nicht so klar ziehen, wie unsereins. Albträume treten zumeist in der zweiten Nachthälfte auf. Das Kind schreckt aus dem Traum auf. Es kann passieren, dass es weint oder schreit. Hier empfiehlt es sich das Licht anzumachen und das Kind zu trösten und zu beruhigen. Zeig ihm, dass keine Gefahr im Zimmer lauert. Schaut gemeinsam unter das Bett oder den Schrank – je nachdem, was der Albtraum war. Es kann dauern bis Dein Kind wieder in den Schlaf findet, da es vollständig erwachte. Vor allem Sechs- bis Zehnjährige leiden im Schnitt einmal im Monat an einem Albtraum.

Der Nachtschreck / Die Nachtangst

Der Nachtschreck befällt zumeist jüngere Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren. Ungefähr 20 % der Kinder leiden einmal im Monat unter ihm. Er tritt meistens in der ersten Nachthälfte auf, oft eine Stunde nach dem Einschlafen. Das Kind erwacht und sitzt panikartig in seinem Bett. Es schreit und haut um sich und weint. Für Eltern, die dies zum ersten Mal erleben, ist es oft ein Schock. Das Kind lässt sich partout nicht beruhigen, weil es nicht wirklich wach ist. Das Gehirn wird nicht komplett wach und dadurch erinnern sich die Kinder am nächsten Tag auch nicht mehr daran. Während des Nachtschrecks sind Kinder nicht ansprechbar und wirken benommen. Eine Freundin von mir beschrieb mir einst den Nachtschreck ihres Sohnes mit den Worten: „Wer sich die Szenen im Film „Der Exorzist“ ausgedacht hat, hatte garantiert ein Kind mit Nachtschreck daheim.“

Dem Nachtschreck begegnest Du anders als einem Albtraum. Lasse das Licht aus und berühre Dein Kind nicht. Beides könnte Dein Kind noch mehr verängstigen. Rede höchstes leise und beruhigend auf Dein Kind ein bis es sich wieder hinlegt. Und fass es nur an, um es vor Verletzungen zu schützen.

Was löst Albträume und Nachtangst aus?

Bei beiden Dingen kann man nur rätseln, woher sie kommen. Bei der Nachtangst wissen wir es schlicht nicht und bei Albträumen geht man von einer Veranlagung gebündelt mit Stress aus. Auch Traumata können Albträume hervorrufen. Ob allerdings gruselige Filme sich auf die Entstehung von Albträumen auswirken, ist bisher nicht bekannt. Zwar können Elemente aus gesehenen Filmen im Albtraum erscheinen, aber ob sie als Auslöser aktiv sind, bleibt fraglich.

Wirklich beeinflussen kannst Du als Elternteil diese nur bedingt. Einzig der mögliche Faktor Stress kann von Dir ausgehebelt werden. Kinder profitieren von einem geregelten Tagesablauf. Bei sehr sensiblen Kindern kann schon das Verschieben der Abendessenszeit zu einem Auslöser führen. Hilfreich für eine entspannte Nacht sind schöne Abendrituale. Das gemeinsame Kuscheln und das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte sorgt für ein gutes Gefühl beim Einschlafen. Je entspannter und druckfreier ein Kind einschläft, umso geringer ist die Chance für einen Albtraum oder den Nachtschreck.

Wann zum Arzt?

Wenn Albträume und die Nachtangst einmal pro Woche oder häufiger auftreten, solltest Du mit Deinem Kind zum Kinderarzt gehen. Manchmal hilft in solchen Fällen eine Art Konfrontationstherapie. Auch Kindern mit nur gelegentlichen Albträumen kann sie helfen. Das Kind malt den Albtraum oder schreibt ihn nieder. Danach fügt das Kind Elemente in das Bild hinein, die ihm die Angst nehmen, beispielsweise einen Zauberer oder einen starken Ritter. Zuletzt besprichst Du mit Deinem Kind diese Version jeden Tag für zwei Wochen. Dem Kind wird damit ein Hilfsmittel für den Traum an die Hand gegeben, es fühlt sich dem Traum nicht mehr wehrlos ausgeliefert. Kinder, die wegen Albträumen oder dem Nachtschreck zum Arzt müssen, gibt es nur wenige. Gerade einmal 1 bis 5 % der Kinder leiden wöchentlich und häufiger darunter.