Der häufigste Unfall von Säuglingen ist – wer hätte das gedacht – der Sturz vom Wickeltisch. Über 360.000 Mal pro Jahr fällt ein Säugling vom Wickeltisch – und das alleine nur in den G7 Staaten (vgl. Ellsäßer G, Erler Th. Verletzungen im Kindes- und Jugendalter – Ergebnisse aus der Europäischen IDB (Injury Data Base) in Deutschland für die Verletzungsprävention. In: Gesundheit Berlin (Hrsg.): Dokumentation 14. bundesweiter Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2008.)
In vielen Fällen geht es glücklicherweise glimpflich aus und das Baby kommt mit Blutergüssen und Abschürfungen davon. In manchen Fällen jedoch ist das Übel um einiges größer. Tatsächlich kann so ein Sturz in besonders schlimmen Fällen zu Brüchen oder sogar zu multipler Behinderung führen. Wir haben Mark von miniwim.com interviewt, der mehr oder weniger durch Zufall auf eine optimale Lösung für dieses Problem gestoßen ist und diese auf eigene Faust entwickelt hat.
Mark, Dein Produkt zur Vermeidung vom Sturz vom Wickeltisch ist einzigartig und ganz besonders gesucht auf dem Markt. Welche Motivation steckt denn hinter Deiner Idee, einen Wickelaufsatz zu kreieren?
“Vor vielen Jahren ist der Neffe meiner Frau vom Wickeltisch gefallen und musste daraufhin ins Krankenhaus. Die Ärzte dort erklärten, dass der Sturz vom Wickeltisch mit großem Abstand der häufigste Unfall von Säuglingen sei. Und mit dem Sturz geht noch mehr einher als ein Besuch im Krankenhaus. Denn dieser Sturz gibt der Beziehung der Eltern einen Knacks. Der Elternteil, dem das passiert ist, fühlt sich auch Jahre später noch schuldig für den Unfall – für den es in den allermeisten Fällen nicht einmal wirklich etwas konnte.
Ein Unfall, der einfach nicht mehr aus den Köpfen verschwindet. Da wir uns zu dieser Zeit gerade in der Familienplanung befanden, wurde mir bewusst, dass das mir oder meiner Frau genauso passieren könnte. Aus diesem Grund entstand die erste Auflage des Wickelaufsatzes “miniwim”, welcher den Namen von unserem ersten Sohn hat. Zuerst wollte ich das gar nicht an die Öffentlichkeit bringen, weil ich das einfach nur als schlichte Lösung für ein ernstes Problem sah, aber mir nichts dabei dachte. Bis irgendwann mein Schwager die Wickelauflage sah und mich bat, sie in die Öffentlichkeit zu bringen und damit auch vielen anderen Eltern zu helfen.”
Das ist ja eine coole Geschichte, Mark. So starten doch die wichtigsten Projekte! Was würdest Du denn sagen: Für wen ist der Wickelaufsatz denn geeignet?
“Die meisten Unfälle passieren zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensmonat: die Kleinen liegen auf dem Wickeltisch und man denkt sich, dass man ja noch kurz die Windeln holen kann. Dieser Gedanke ist nach einer gewissen Zeit und der Entstehung einer klaren Windelroutine eine Gewohnheitssache, der alle Eltern früher oder später ausgesetzt werden. Doch man bedenkt nicht, dass diese paar Sekunden reichen können, um einen Unfall zu verursachen, der schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Die Kids haben irgendwann genug Kraft, den Eltern hinterher zu gucken, wenn sie weggehen.
Und unterbewusst drehen sie sich da mit. Was dann passiert, ist ganz logisch: Das Kind ist sich des Abgrunds neben dem Wickeltisch nicht bewusst und stürzt in die Tiefe. Absichtlich stürzt sich natürlich kein Kind vom Wickeltisch! Das machen erwachsene Menschen ja auch nicht. Doch wenn am Balkon kein Geländer ist, das als Schutz vor dem Absturz dient, dann ist es uns Erwachsenen mulmig, diesen Balkon zu betreten.
Das Kind weiß noch nicht, dass es um seinen Tisch kein Geländer gibt, welches es schützt und denkt sich daher nichts. Es ist unaufmerksam und stürzt. Dieses Szenario hat viel mit der Psyche und dem Bewusstsein zu tun. Wenn man eine Barriere erkennt, dann fühlt man sich einerseits sicherer und andererseits ist man es definitiv auch. Ich möchte nicht wissen, wie viele Stürze vom Balkon es geben würde, wenn dort kein Geländer vorhanden wäre.”
Was würdest Du denn aus persönlicher Sicht sagen? Empfiehlst Du einen Wickeltisch oder irgendwelche Alternativen?
“Am Ende des Tages ist diese Frage eine Frage des Geschmacks der Eltern. Wir persönlich haben den Wickeltisch sehr gerne gehabt, da wir beide von einem Bandscheibenvorfall betroffen waren und der Wickeltisch einfach eine rückenschonende Alternative bietet. Natürlich kann man sein Baby auch einfach auf dem Boden oder auf der Couch wickeln. Das kann jeder für sich selbst entscheiden.”
Falls man einen Wickeltisch hat, kann man den miniwim überall drauf bauen?
“Definitiv. Der Wickelaufsatz ist gute 70 Zentimeter breit und die üblichen Wickelkommoden sind zwischen 70 und 80 Zentimeter breit. Das heißt, dass der miniwim überall drauf passt. Jedoch muss man dabei nichts aufbauen, denn der miniwim kommt komplett fertig zusammengebaut zu Dir nach Hause. ‘Aufgebaut’ ist der miniwim also in 40 Sekunden. Das Pedal, das dabei ist, kann man nach belieben wegschieben, sodass man überall saugen und putzen kann und nichts im Weg ist.”
Was würdest Du sagen, welche Dinge an einen Wickelplatz gehören?
“Ich würde empfehlen, dass man die klassischen Sachen direkt neben dem Wickeltisch hat. Denn dann hat man keine weiten Greifwege, die dem Baby die Möglichkeit geben, vom Wickeltisch zu fallen. Damit meine ich Windeln, Wasser, Tücher, und in den Schubläden darunter die Klamotten.
Was bei uns auch immer super war, ist ein Spielzeug, das nur am Wickeltisch verwendet wird. Dadurch verbindet das Baby mit diesem besonderen Spielzeug etwas Schönes und genießt das Wickeln umso mehr. Dieses Spielzeug kann man auch immer wieder einmal wechseln, sodass es für das Baby nicht langweilig wird.”
Und was sollte man am Wickelplatz vermeiden?
“Man sollte unbedingt die Ablenkung minimieren. Zum Beispiel das Handy weglegen oder abschalten während des Wickelns, sodass man gar nicht in Versuchung kommt, falls es klingeln sollte. Natürlich kann man nicht alle Störquellen ausschalten. Denn wenn das Geschwisterchen beispielsweise schreit oder es einen Notfall gibt, dann muss man darauf natürlich reagieren. Jedoch ist es ganz wichtig, immer das Kind von der Wickelkommode zu nehmen bevor man geht. Damit es stets sicher ist.”