In den letzten Wochen der Schwangerschaft zeigt sich der Nestbautrieb der Mutter in aller Deutlichkeit. Die Zeit drängt und das Kinderzimmer sollte bis zur Geburt fertig sein. Es wird gewaschen, sortiert und eingerichtet und die Vorfreude auf den neuen Erdenbürger steigt stetig. Stand man anfangs noch selbstbewusst mit Pinsel und Teppichmuster in der Hand bei der Renovierung da, merkt man spätestens beim Aussuchen der Möbel erste Unsicherheiten. Eine Frage, die alle Eltern beim Einrichten umtreibt, ist die Frage nach der Notwendigkeit eines Wickeltisches.
Braucht es wirklich einen Wickeltisch oder reicht nicht auch ein Wickelkorb?
Ein Neugeborenes bedarf am Anfang seines Lebens fünf bis sieben frische Windeln am Tag. Jedes Mal müssen Mama oder Papa das Kleine Ausziehen, Saubermachen, eine frische Windel anlegen und die Kleidung wieder anziehen. Tagaus, tagein über viele Monate immer wieder säubern und wickeln.
Wickeln ist allerdings kein rein mechanischer Vorgang. Beim Wickeln bietet sich die Gelegenheit für intensiven Kontakt mit dem Baby. Singen, streicheln, Quatsch machen, kitzeln, spielen, eincremen, massieren und die Kontrolle der Babyhaut gehören zum Standardrepertoire aller Eltern. Die Minuten, die beim Wickeln zusammen kommen, summieren sich und es wird mehr Zeit mit Wickeln verbracht als man vorher dachte.
Wickeltisch – ja oder nein?
Wickeltische gibt es heute in unzähligen Designs. Es ist nicht schwer einen passenden Wickeltisch zu finden, der zur Kinderzimmereinrichtung passt. Bei den meisten Komplettsets für Babyzimmer ist er fast grundsätzlich mit dabei. Die meisten Wickeltische bestehen aus einer Kommode mit einem Wickelaufsatz mit erhöhtem Seitenrand, der später abmontiert werden kann. So bleibt die Kommode zur Nutzung erhalten, selbst dann, wenn die Windeln schon der Vergangenheit angehören. Es ist dringend davon abgeraten eine Wickelkommode frei ins Zimmer zu stellen. Grundsätzlich gehört eine Wickelkommode an die Wand, wo sie mit Winkeln, oder ähnlich geeigneter Sicherung, befestigt wird. Nur so lassen sich spätere Unfälle durch Umkippen vermeiden. Zu Beginn des Lebens sind diese Unfallgedanken noch fern, doch sobald die Kleinen mit dem Krabbeln und Laufen beginnen, kann eine offene Schublade oder das Dranhängen an die Wickelplatte dazu führen, dass die Wickelkommode auf den Nachwuchs stürzt. Der Wickelaufsatz sollte allerspätestens dann abmontiert werden, wenn der Nachwuchs darauf klettert und von dort jauchzend ins Kinderbett springt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung….
Auf einen Wickeltisch gehört eine gemütliche Wickelauflage. Ich empfehle eine abwischbare Kunststoff-Auflage in Kombination mit einem Baumwollhandtuch. Es wird immer wieder zu Verunreinigungen kommen und eine abwischbare Auflage ist dabei ein Segen. Allerdings sind diese recht kühl und das Liegen darauf für ein Baby unangenehm, weswegen ein flauschiges Handtuch ein Muss ist. Am Besten werden direkt mehrere dieser Handtücher angeschafft, um nach einem Unfall direkt Ersatz bereit liegen zu haben. In unmittelbarer Nähe sollten feuchte Tücher, Thermometer, Trockentücher, frische Windeln und Windelcreme aufbewahrt werden. Ein kleines Kuscheltier oder Spielzeug ist ebenfalls sehr nützlich, wenn das Baby einmal etwas Ablenkung beim Wickeln braucht.
Alle Utensilien sollten so erreichbar sein, dass sie mit einer Hand zu greifen sind, während die andere Hand auf dem Baby ruht. Niemals darf ein Baby ohne Hand auf dem Körper auf dem Wickeltisch liegen. Die Lektion lernte meine Mutter leidvoll, denn ich selbst drehte mich ausgerechnet auf dem Wickeltisch zum ersten Mal und stürzte hinab. Außer einem großen Schrecken war nichts weiter passiert, doch nicht jeder Sturz geht glimpflich aus. Der Sturz vom Wickeltisch ist kein seltener Unfall. Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass 2013 die meisten häuslichen Unfälle von Kindern unter zwei Jahren der Sturz vom Wickeltisch war.
Der Vorteil eines festen Wickelplatzes bietet die Möglichkeit einen Heizstrahler darüber anzubringen. Das ständige An- und Ausziehen des Babys ist für die Kinder stets ein Temperaturwechsel, der nicht immer angenehm ist. Ein Heizstrahler kann helfen, das Wickeln angenehmer zu gestalten. Ich empfehle gleichfalls eine kleine seitliche Lampe mit dimmbarem Licht. Vor allem für nächtliches Wickeln ist dies angeraten, denn ein groß aufflammendes Deckenlicht gefällt in der Nacht nicht mal Erwachsenen.
Der größte Vorteil eines Wickeltisches ist die Möglichkeit, daran zu stehen statt sich auf dem Boden oder dem Bett unbequem herunterzubeugen. Zusätzlich ist stets alles griffbereit und hat seinen festen Platz, wodurch sich die Wickelzeit verkürzt.
Der größte Nachteil des Wickeltisches ist sein Platzbedarf. Und ab einer gewissen Körpergröße und Gewicht des Kindes ist das Hinauf- und Hinabheben nicht mehr angenehm.
Wickeltischalternativen
Ein Wickeltisch muss nicht zwingend im Kinderzimmer stehen, aber oft findet sich auch in der restlichen Wohnung kein Platz für ihn. In den letzten Jahren zog der Wickelkorb vermehrt in die Wohnungen von Eltern ein. Ein großer Weidenkorb mit Decke ausgelegt ist im Wohnzimmer samt Extrakorb für das Wickelzubehör optisch ansprechend. Dazu ist es eine bewegliche Alternative für das Wickeln an jedem Platz der Wohnung. Der mobile Wickelwagen hingegen ist nur in den ersten Lebensmonaten eine Alternative, da er mit zunehmenden Alter des Kindes eine höhere Unfallgefahr birgt. Selten und doch sehr praktisch ist eine hochklappbare Wickelplatte. Später kann sie niedriger montiert werden und als Kinderschreibtisch zweckentfremdet werden.
Meine Erfahrung
Als meine beiden Kinder frisch geboren waren, habe ich den Wickeltisch geliebt. Ich hatte einen festen Platz zum Wickeln und direkt daneben das Kinderbett, wo jeweils das zweite Kind auf die Windelwechselaktion wartete. Vor allem bei Zwillingen braucht es gut durchdachte feste Abläufe und ein fester Wickelplatz erleichterte mir den Alltag ungemein. Erst als die Kinder nicht mehr auf den Wickeltisch passten, wickelte ich mit einem Badetuch als Unterlage auf dem Sofa. Der endgültige Abbau des Wickelaufsatzes löste dann erst das bereits erwähnte Tarzan spielen meiner Jungs aus. Ich empfand es als sehr angenehm im Stehen zu Wickeln und auch das An- und Auskleiden der Kinder war in der Position entspannt. Wenn man um die fünfzehnmal am Tag wickelt, dann ist es umso wichtiger das Ganze rückenschonend zu gestalten.
Einen letzten Tipp möchte ich Dir noch mit auf dem Weg geben. Deine Nase wird es Dir danken, wenn Du einen geruchsdichten Windeleimer kaufst. Sollte der Anschaffungspreis und vor allem die Nachkaufkassetten jedoch außerhalb Deines Budgets liegen, dann greife zu den Duftbeuteln vom Drogeriemarkt. Wird die volle Kacka-Windel darin extra eingepackt bevor sie in den Normalmüll wandert, erzielst Du einen ähnlichen Eindämmungseffekt des Geruchs. Selbst bei langer Wickelzeit sind die Duftbeutel die günstigere Alternative.