Ein Artikel von
Dr. Dominik Panosch

Vierfingerfurche 

Was ist die Vierfingerfurche?

Eine der Handlinien, die normalerweise bogenförmig verläuft, ist bei Menschen mit Vierfingerfurche durchgängig über die ganze Handfläche ausgeprägt. Sie erstreckt sich über die Breite aller 4 Finger, daher der Name. Sie kommt bei 1% der gesunden Menschen in Europa auf beiden Händen, bei 4% auf einer Hand vor.

Vierfingerfurche beim Kind
Die Vierfingerfurche kann einen Hinweis geben auf genetische Erkrankungen und tritt gehäuft bei Trisomie-Anomalien auf

Welche Bedeutung hat die Vierfingerfurche in der Diagnostik?

Die Vier-Finger-Furche ist ein häufiges Symptom bei Down-Syndrom, Trisomie 13 und 18 und anderen genetisch bedingten Syndromen, kommt aber durchaus auch bei gesunden Menschen vor. Etwa 1-4% der gesunden Bevölkerung in Europa, und sogar 13% der gesunden Menschen in Asien weisen diese Besonderheit der Handlinienzeichnung auf. Im Vergleich dazu haben etwa 75% der Patienten mit Trisomie-Erkrankung (Down-Syndrom, Pätau-Syndrom, Edwards-Syndrom) dieses Merkmal der mittleren Handlinienzeichnung.

Daraus lässt sich eine erhöhte Korrelation (wichtig: nicht Kausalität!) mit Chromosomenstörungen wie Trisomie-Erkrankungen erkennen. Diagnostisch ist die Vierfingerfurche nicht allzu relevant, da sie sich im Ultraschall nur sehr schwer erkennen lässt, und auch durch beispielsweise häufiges zusammenballen der Fäuste zustandekommen kann. 

In der Publikation von Deborah Bartoldi in der offiziellen Zeitschrift der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendgynäkologie Rosenfluh (Ausgabe 06/2010) findet sich folgendes Zitat: “Dysmorphien haben trotz fehlendem Krankheitswert im klinischen Alltag Bedeutung, da sie Hinweise darauf sind, dass ein genetisches Syndrom vorliegen könnte.” 

Das soll heißen: Die Vierfingerfurche kann einen Hinweis auf einen genetischen Defekt geben, und es sollten daher weitere genetische Untersuchungen durchgeführt werden, um Organsymptome (wie Morbus Hirschsprung, z.B.) auszuschließen. 

Zusatz: Häufigste Trisomien im Überblick

Trisomie 13

Trisomie 13, besser bekannt als Patau-Syndrom, ist eine seltene genetische Erkrankung, bei der ein zusätzliches Chromosom 13 in einigen oder allen Zellen einer Person vorhanden ist. Das Patau-Syndrom verursacht oft schwere körperliche und kognitive Behinderungen, die vor allem das Herz, das Gehirn und das zentrale Nervensystem betreffen. Babys, die mit diesem Syndrom geboren werden, haben oft charakteristische Merkmale wie kleine Augen, eine Lippen- oder Gaumenspalte, zerebrale Defekte und können zusätzliche Finger oder Zehen haben. Obwohl die Lebenserwartung niedrig ist und viele Kinder aufgrund der zahlreichen Komplikationen, die mit dem Patau-Syndrom einhergehen, das erste Lebensjahr nicht überleben, gibt es Fälle, in denen sie das Säuglingsalter überleben.

Trisomie 18

Trisomie 18, auch bekannt als Edwards-Syndrom, ist eine genetische Störung, die jedes Jahr 1 von 6.000 Lebendgeborenen betrifft. Sie tritt auf, wenn eine zusätzliche dritte Kopie des gesamten oder eines Teils des achtzehnten Chromosoms in den Zellen eines Babys vorhanden ist. Die Symptome können je nach Person von leicht bis schwer reichen und sich durch Herzfehler, besondere Gesichtszüge, eine unterdurchschnittliche Körpergröße und geistige Behinderungen auszeichnen. Obwohl die Lebenserwartung von Menschen mit dieser Krankheit sehr unterschiedlich sein kann, überleben die meisten nur wenige Monate nach der Geburt. Spezialisten können die Betroffenen über einen längeren Zeitraum überwachen, um die notwendigen Behandlungen für die damit verbundenen gesundheitlichen Komplikationen durchzuführen.

Trisomie 21

Das Down-Syndrom, auch bekannt als Trisomie 21, ist eine genetische Erkrankung, bei der eine Person ein zusätzliches Chromosom in ihren Zellen hat. Es wird nicht vererbt und ist in der Regel zufällig. Die Auswirkungen des Down-Syndroms können von leicht bis schwer variieren und führen in der Regel zu lebenslangen Lernschwierigkeiten und Beeinträchtigungen des körperlichen Wachstums sowie zu einigen charakteristischen Gesichtszügen. Die Betroffenen sind in der Regel in vielen Bereichen verzögert, z. B. bei der Kommunikation, der Motorik und dem Denken, wobei die Einschränkungen eine sehr große Bandbreite von „leichte kognitive Entwicklungsbeeinträchtigung“ bis „pflegebedürftig“ haben können.