Wir haben uns im letzten Artikel damit befasst, welche Impfungen die STIKO (Ständige Impfkommission des Robert Koch Instituts) für Dich und Dein Kind empfiehlt.
Darunter fällt auch die MMR-Impfung (Masern-Mumps-Röteln).
Die These: Impfungen lösen Autismus aus
Impfgegner wehren sich seit Jahren gegen die Masern- bzw. die kombinierte MMR (Masern-Mumps-Röteln) Impfung. Der Grund: 1998 wurde eine Studie des britischen Arztes Andrew Wakefield in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Wakefield hatte 12 Kinder untersucht, von denen laut ihren Eltern und Hausärzten acht an einer Verhaltensstörung litten, die nach einer kombinierten MMR-Impfung aufgetreten sei.
„In eight children, the onset of behavioural problems had been linked, either by the parents or by the child’s physician, with measles, mumps, and rubella vaccination.“
Diese Kinder hatten ebenfalls eine Entzündung des Darms und eine Vergrößerung der Lymphknoten im Bereich des Beckens. Daraus schloss Wakefield, dass es sich um den aus anderen Studien bekannten Zusammenhang zwischen der sogenannten „Autismus Spektrum Störung“ und Darmfunktionsstörungen handeln musste.
„We describe a pattern of colitis and ileal-lymphoid- nodular hyperplasia in children with developmental disorders. Intestinal and behavioural pathologies may have occurred together by chance, reflecting a selection bias in a self-referred group; however, the uniformity of the intestinal pathological changes and the fact that previous studies have found intestinal dysfunction in children with autistic-spectrum disorders, suggests that the connection is real and reflects a unique disease process.“
Äußerst interessant sind auch die Ausführung einer Forschungsgruppe, die erst 2015 publiziert wurde: Es wurde untersucht, ob die Herstellung der MMR-Impfung etwas mit dem Ausbruch einer Autismus Spektrum Störung zu tun haben könnte. Und siehe da: Tatsächlich fanden die Wissenschaftler in aus menschlichen Stammzelllinien hergestellten Impfstoffen hohe Anteile an menschlichem genetischen Material, durch das bisher gesunde Menschen „infiziert“ werden könnten.
Retroviren als Grundlage für "Impfschäden"
Es gibt eine weitere plausible Möglichkeit, wie eine Impfung den Ausbruch von Autismus auslösen könnte. Das bekannteste Retrovirus ist wohl HIV – es handelt sich im wesentlichen um ein Virus, das in Zellen der menschlichen Immunabwehr eindringt und diese so sehr schädigt, dass sie nicht mehr ausreichend gegen Keime schützen können.
Die HI-Viren vermehren sich innerhalb der Abwehrzellen und zerstören sie allmählich, bis nur mehr eine geringe Anzahl aktiver Zellen vorhanden ist. Wenn man ein Retrovirus als den Verursacher von Autismus sieht, wie die Amerikanische Wissenschaftlerin Judy Mikovits in ihrem Buch Plague, so kann man eine Impfung, die eine Vermehrung besagter Immunzellen fördert (siehe oben: aktive Impfung), fatal sein.
Ein paar wenige Zellen der von Mikovits postulierten Autismus-Verursacher-Viren können von einem gesunden Immunsystem in Schach gehalten werden. Durch die Vermehrung der Immunzellen werden auch die Viren stärker vermehrt, was zu einer so starken Belastung für den Körper führt, dass schließlich die Krankheit ausbricht. Diese Hypothese scheint mir eine der weitaus logischsten Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen.
Nicht die Impfung selbst, sondern ein Mechanismus, der durch die Impfung in Gang gesetzt wird, ist verantwortlich für die entstehenden Schäden. Warum das so wichtig ist? Weil es erklärt, warum nicht alle Kinder, die geimpft werden, deshalb Autismus bekommen. Es braucht immer eine bestimmte Voraussetzung des Körpers, damit die Impfung schädlich wirkt.
Würdest du jemanden impfen wollen, der gerade krank ist, beispielsweise die Grippe hat?
Selbstverständlich nicht, wäre die richtige Antwort.
Was aber, wenn man nicht weiß, dass die Person krank ist? Wenn die Person selbst von ihrer Erkrankung nichts weiß, weil sie vielleicht noch nicht entdeckt wurde?
Eine Geschichte zur Statistik
Ich werde nun auf den größten Feind der Impfgegner-Fraktion zu sprechen kommen: die Statistik. Zur Veranschaulichung stelle dir zunächst eine amerikanische Stadt vor, in der die Kriminalitätsrate sehr hoch ist (der Einfachheit halber, ebenso kannst du dir eine Stadt in einem beliebigen Land vorstellen, in der eben viele Verbrechen begangen werden).
Stell dir vor, du bist Vater oder Mutter eines 17-Jährigen Teenagers, der jeden Tag mit der Straßenbahn zur Schule fahren muss, weil es keine andere Möglichkeit gibt. In diesem Straßenbahn gibt es nahezu jeden Tag eine Schlägerei, und mindestens einmal pro Woche wird einer der Schüler schwer verletzt und muss ins Krankenhaus.
Die Schule bietet den besorgten Eltern eine Lösung an: Um die Schlägereien im Bus einzudämmen, ist es nötig, dass weniger Schüler mit der Bahn fahren. Wenn sie leerer ist, kommt es zu weniger Auseinandersetzungen. Der Rektor bittet also alle Eltern um Mithilfe: sie sollen entweder ihre Kinder selbst zur Schule bringen, oder diesen ein eigenes Auto zu Verfügung stellen, damit die Gefahr für ihr eigenes Kind, ebenso wie für die im Bus verbleibenden Kinder abnimmt.
Meine Frage an dich: Wie würdest du handeln, wenn die Gefahr für dein Kind relativ hoch ist, in der Bahn krankenhausreif geschlagen zu werden?
Angenommen, du musst bereits früh morgens im Büro sein, ebenso dein Partner, und ihr könntet die Zeit nicht aufbringen, euer Kind zur Schule zu fahren.
Würdest du deinem Kind ein Auto kaufen, sofern die finanziellen Mittel problemlos reichen?
Außerdem sei in unserem Beispiel bekannt, dass eine bestimmte statistische Wahrscheinlichkeit besteht, in einem Autounfall verletzt zu werden. Würdest du vielleicht zunächst abwarten und hoffen, dass genug andere Eltern ihrem Kind ein Auto kaufen oder es selbst zur Schule bringen, damit dein Kind mit der nun nicht mehr gefährlichen Straßenbahn fahren kann?
Herdenimmunität, anstatt zu impfen
Worauf ich hinaus will: Viele der Impfgegner haben ein unschlagbares – wenn auch nicht sehr soziales – Argument.
Der größtmögliche Nutzen und das geringste Risiko für das eigene Kind bestehen selbstverständlich, wenn alle anderen Kinder geimpft sind und das eigene nicht. So kann es den Impfschutz ohne mögliche Komplikationen eines Impfschadens genießen. Oder auch: Das eigene Kind ist das einzige in der Straßenbahn.
Eradizierte (ausgelöschte, ausgestorbene) Erkrankungen
Wenn alle geimpft sind außer deinem Kind, gibt es auch keine Möglichkeit, wie es sich anstecken bzw. wie es andere anstecken könnte. Die Krankheit kann also nicht mehr ausbrechen, weil die Durchimpfungsrate so hoch ist, dass die Erreger niemanden mehr finden, den sie befallen könnten. Diese praktische Überlegung macht durchaus Sinn und wird auch von offizieller Seite unterstützt. Wenn eine Krankheit als eradiziert, also ausgerottet gilt, wird auch nicht mehr geimpft, der Staat zieht die Impfempfehlung zurück.
Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Pockenimpfung. Wenn du in den 70er Jahren ein Kind warst, dann hast du vielleicht selbst noch diese Impfung erhalten, wenn du nach 1980 geboren bist, bist du definitiv nicht mehr gegen das Pockenvirus geimpft und hast dich eventuell früher einmal genau wie ich über die kreisrunde Impfnarbe am Oberarm deiner Eltern gewundert. Bestimmte Krankheiten gelten als eradiziert, zumindest hier in Mitteleuropa, man muss sich also nur im Bedarfsfall (Reise in Endemie-Gebiete) noch aktiv davor schützen. Allerdings darf diese Annahme nicht für aktuell noch „vorhandene“ Erkrankungen getroffen werden, die durchaus jederzeit wieder ausbrechen könnten, wenn sie nur die Chance bekommen – nämlich durch nicht geimpfte Kinder.
Für die Entwicklung notwendig...
...ist definitiv keine Erkrankung. Wie du im letzten Artikel zum Thema Impfungen lesen kannst, gibt es aktive und passive Impfungen. Eine aktive Impfung führt im Körper zur selben, wenn auch einer schwächeren, Reaktion wie die Infektion mit dem Erreger.
Somit wäre die Entwicklung ebenso gewährleistet, wenn das Kind geimpft wird. Viele impfmüde Eltern verstehen diesen Zusammenhang aber nicht und schmeißen – vielleicht hast du den Ausdruck schon einmal gehört – Masernparties, um möglichst vielen Kindern die „Möglichkeit zu einer normalen Entwicklung“ zu geben.
Der Ausbruch neuer Masern-Epidemien kann durch solche Praktiken gefördert werden, wie dieser Artikel im Online-Wissensmagazin des ORF (österreichischer Rundfunk) anschaulich beschreibt.
Nebenwirkungen am Beispiel Masern
Nebenwirkungen können selbstverständlich auftreten. Für das Beispiel der Masern hier ein Auszug aus dem Wikipedia Artikel über den Masernimpfstoff:
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind Fieber (15 bis 20 % bei Kleinkindern[8]), nichtinfektiöse Impfmasern (3 bis 5 %), Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle (10 %), morbiliformes oder rubelliformes Exanthem (je circa 1 bis 5 %), selten auch eine rötliche Verfärbung (thrombozytopenische Purpura, 1:30.000) oder Fieberkrämpfe (1:3.000).
Das ist selbstverständlich nicht alles. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Masern-Enzephalitis kommen. Diese Erkrankung tritt als Impffolgeschaden mit der Häufigkeit von 1:1.000.000 auf, wie aus einer Publikation des Bundesministeriums für Gesundheit hervorgeht. Wie dir vielleicht aufgefallen ist, ist das nicht besonders häufig. Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit, durch die echte Infektion (Stichwort: Masernparty) an einer Masern-Enzephalitis zu erkranken, bei 1:1000.
Um noch einmal auf Autismus zurückzukommen
Die These Wakefields gilt spätestens seit dem Jahr 2010 als widerlegt. In diesem Jahr wurde die Publikation von der Fachzeitschrift „The Lancet“ zurückgezogen und Doktor Wakefield die Zulassung entzogen.
Wissenschaftler, die mit den Methoden Wakefields arbeiteten und versuchten, seine Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen (Enteropathien) und der Entstehung einer Autismus-Störung nachzuvollziehen, konnten diese widerlegen. Eine groß angelegte Studie mit über 90.000 Patienten zeigte außerdem wirkungsvoll den fehlenden Zusammenhang der MMR-Impfung (Masern Mumps Röteln Kombinationsimpfstoff) und Autismus.
Der zuvor genannte Artikel des Onlinemagazins des ORF liefert nicht nur zu Masernparties Informationen sondern zeigt auch weitere Gründe auf, sich nicht vor der Impfung seines Kindes zu fürchten.
Weiterführende Informationen
Wo kannst du dir weitere Informationen holen?
Zunächst bei deinem Hausarzt. Hausärzte verfügen meist über die neuesten Informationen zum Thema Impfung und können dir mittels Bluttest (Titer-Bestimmung) auch sagen, wie gut dein Impfschutz gegen bestimmte Erkrankungen noch ist, und ob eine Auffrischung in der nächsten Zeit zu empfehlen ist. Ich empfehle dir, wenn du nicht impfmüde aber doch vielleicht etwas impfscheu bist, immer eine Blutabnahme, um deinen Impfschutz zu überprüfen. Das kann zwar etwas kosten, du kannst aber eventuell einer erneuten Impfung vorbeugen bzw. diese bis zum letztmöglichen Zeitpunkt verschieben. So ist dein Körper keiner unnötigen Last an (abgeschwächten) Erregern ausgesetzt.
Informationen zu den Impfplänen in Deutschland und Österreich findest du auf den Seiten der jeweils zuständigen Behörde, namentlich STIKO (Deutschland) und Bundesministerium für Gesundheit (Österreich). Die Links zu den Impfkalendern findest du im übrigen auch hier (Deutschland) und hier (Österreich).
Schlusswort zum Thema "Impfen"
Zusammenfassend können wir also sagen: Je länger wir durchhalten, und einen möglichst hohen Prozentsatz der Bevölkerung gegen bestimmte Erkrankungen schützen können, desto schneller sind diese vielleicht ausgerottet, und es muss sich gar niemand mehr impfen lassen. Epidemiologisch gesehen, ein Vorteil für alle. Doch ich weiß aus meinem persönlichen Umfeld, wie schwer der Schlag ist, der eine Familie treffen kann, wenn das eigene Kind einen Impfschaden davongetragen hat. Ich sehe daher durchaus ein, dass man niemanden zwingen kann und soll, sein Kind zu impfen.
Es aber beispielsweise bei einer Masernparty bewusst den Gefahren auszusetzen, die eine schwere Kindererkrankung mit sich bringen kann, halte ich für wahrhaft idiotisch.
Dr. Dominik Panosch
Dominik Panosch befasste sich bereits während seines Studiums der Humanmedizin mit Online-Marketing und Digitalisierung. In seiner Diplomarbeit widmete er sich Themen aus der Gynäkologie und Präventionsmedizin.